19. Dezember 2023
Überschuldung und Insolvenzen
Verbraucher-Überschuldung gesunken – Unternehmensinsolvenzen gestiegen
Die Überschuldung der deutschen Verbraucher ist im fünften Jahr in Folge gesunken. Die Zahl der Betroffenen sank um 233.000 Personen nach einem Rückgang von 274.000 Menschen im Vorjahr und 2021 waren es sogar 695.000 Fälle weniger, der Rückgang verlangsamt sich deutlich. Von 69,4 Millionen Erwachsenen können 5,65 Millionen ihre finanziellen Verpflichtungen nicht erfüllen. Im Herbst 2023 wurde die Überschuldungsquote mit 8,15% gemessen; 2,8 Millionen Haushalte sind betroffen.
3,14 Millionen Privatpersonen werden in die Kategorie „Harte Überschuldung“ eingestuft, das sind die bereits gerichtlich festgestellten Fälle, hier handelt es sich überwiegend um Verbraucherinsolvenzen. Vor vier Jahren lag diese Zahl noch bei mehr als 4 Millionen. Gegen den Gesamttrend stiegen allerdings die Fälle der „Weichen Überschuldung“, die dann statistisch erfasst werden, wenn die Rechnungen mehrerer Gläubiger unbezahlt bleiben. Sie stieg um 3.000 Fälle, nachdem sie im letzten Jahr noch um 54.000 Personen sank. Die Creditreform Tochter microm sieht den größten Anteil der dauerüberschuldeten Personen in Menschen aus prekären sozialen Milieus, die nicht in der Lage sind, ihre Ausgaben mit ihren geringen Einnahmen in Übereinstimmung zu bringen. Allerdings steigt mittlerweile der Anteil der Menschen, die auf Grund der drastisch gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise ihre Außenstände nicht begleichen können. Eine weitere Personengruppe, die Anlass zu Besorgnis gibt, ist die Altersklasse junger Menschen bis 29 Jahre, deren Anteil an der Überschuldung zum ersten Mal seit 2013 anstieg. Noch hält der deutsche Arbeitsmarkt, aber wenn hier Probleme entstehen, wird es erhebliche Konsequenzen auf die Verschuldungslage haben.
Creditreform: Risikomanagement Newsletter, Dezember 2023
Destatis meldet im November 2023 18,8% mehr beantragte Regelinsolvenzen als im Vorjahresmonat. Hierbei wurden 24,7% mehr Unternehmensinsolvenzen und 0,2% mehr Verbraucherinsolvenzen gezählt. Die meisten Insolvenzen bezogen auf je 10.000 Unternehmen gab es in den Branchen Verkehr und Lagerwirtschaft mit 79,5 Fällen, die geringste Insolvenzhäufigkeit gab es in der Energieversorgung mit 4,4 Fällen, im Durchschnitt der Wirtschaft waren es 39,1 Fälle.
Quelle: Destatis Statistisches Bundesamt Pressemitteilung 472 vom 12.12.2023
Gegen den allgemeinen Trend stiegen die Insolvenzen in der deutschen Metallbranche nicht an. Das könnte daran liegen, dass die Branche in der Vergangenheit nur wenige staatliche Hilfen erhielt, die in diesem Jahr wegbrechen konnten. Die Branche sieht die Zahlungsmoral als noch in Ordnung an aber die Zahlungsverzögerungen steigen. Für das neue Jahr sind die Aussichten eher trübe, denn viele Unternehmen können Ihre Kostenerhöhungen, wegen der starken internationalen Konkurrenz, nicht an ihre Kunden weitergeben.
Quelle: Coface, Metallbranche in Deutschland
Die Auskunftei Creditreform bezeichnet in ihrem Risikonewsletter vom 8.12.2023 Liquidität als Gebot der Stunde, denn der überwiegende Teil aller Insolvenzanträge wird nicht wegen Überschuldung, sondern wegen akuter Zahlungsunfähigkeit gestellt. Derzeit kann man in der Wirtschaft eine starke Polarisierung beobachten, die erfolgreichen Unternehmen stocken Ihre Liquidität als Risikovorsorge auf, während andere gezwungen sind, ihre Liquidität und ihre Reserven in Anspruch zu nehmen.
Wir empfehlen, die Liquiditätssituation ihres Unternehmens genau zu analysieren und wenn möglich, zu stärken. Hier kommt zum Beispiel die Verlängerung von Zahlungszielen für Ihre Einkäufe und folgerichtig auch die Verkürzung von Zahlungszielen für Ihre Verkäufe in Betracht. Viele Kautionsverpflichtungen können durch Bürgschaften ersetzt werden, die freiwerdende Liquidität steht Ihnen dann zur Verfügung. Auch ein regelmäßiger Forderungsverkauf kann die Liquiditätssituation deutlich verbessern. Die MKM-Group steht Ihnen als Spezialmakler für Liquiditätsoptimierung und Factoring sehr gern zur Verfügung.
Ihr MKM-Team